Jens Goldmann ist Leiter HR, Organisation, IT, Zentrale Dienste sowie Kasse beim Landkreis Goslar. Als Führungskraft und HR-Praktiker sprechen wir mit ihm in einem Kurzinterview, welche Werkzeuge ein Personalchef nutzen kann und welche übergreifenden Rahmenbedingungen sich für den öffentlichen Dienst ändern sollten.
Zum Vormerken: Am 1. Februar von 11-12 Uhr wird Jens Goldmann live beim Bergfest zum Thema „Dicke Bretter bohren”– die Arbeitgeberattraktivität im öffentlichen Dienst verbessern“ zu Gast sein.
Hier geht es zum entsprechenden LinkedIn-Kanal der Ausstrahlung: https://www.linkedin.com/in/christian-pollack/
Herr Goldmann, neben Ihrem Beruf engagieren Sie sich auch als Fußballschiedsrichter – können Sie aus diesem Feld etwas in Ihren täglichen Job mitnehmen?
Auf jeden Fall! 20 Jahre war ich – zum Schluss bis in der Regionalliga – auf dem Platz aktiv. Seit 2003 bringe ich mich allerdings nur noch als Funktionär ein. Das Schiedsrichterdasein hat mir ungemein in meiner Persönlichkeitsentwicklung geholfen und wie ich mit Kritik umgehe. Als aktiver Schiedsrichter bekommst Du direkt Feedback und lernst, damit umzugehen.
Wie erleben Sie den zurzeit herrschenden Arbeitnehmermarkt konkret beim Landkreis Goslar?
Kurz gesagt: Aus einem stabilen Personalgerüst ist ein instabiles geworden, was Konsequenzen für die Einarbeitung und das Wissensmanagement bedeutet. Bestimmte Aufgabenbereiche sind beim Landkreis extrem schwierig zu besetzen. Verantwortung zu übernehmen, ist bei den tariflichen Rahmenbedingungen oft unpopulär geworden.
Welche Werkzeuge/Mittel haben Sie als Personalchef selbst in der Hand?
Ganz konkret haben wir in unserem Personalbereich die Betreuungsquote gesenkt und den Arbeitsbereich Ausbildung und Personalentwicklung ausgebaut. Zudem sind wir in neue Ausbildungsberufe eingestiegen und haben Stipendien angeboten, um einen Berufseinstieg beim Landkreis noch attraktiver zu machen. Auch die Weiterentwicklung der Mitarbeiter*innen wird durch regelmäßige Aufstiegsfortbildungen und Führungskräfteschulungen bei uns großgeschrieben. Wir legen einen besonderen Wert auf eine moderne IT- und Büroausstattung. Besonders wichtig ist mir das Element “Gute Führung”. Hier setzen wir mit unserem Leitbild, Führungsfeedbacks und Führungskonferenzen Akzente. Neben Benefits wie z.B. dem Leasing von E-Bikes haben wir seit kurzem eine Zusammenarbeit mit der Firma “Ticketsprinter”. Hier können unsere Kolleg*innen viele im Preis vergünstigte Angebote in Anspruch nehmen.
Welche Weichen müssen aus Ihrer Sicht auf höherer Ebene (Bund, Land, Arbeitgeberverbände) anders gestellt werden?
Aktuell ist mein größter Wunsch, dass sich der Gesetzgeber stärker in die Praxis hineinversetzt. Viele neue Regelungen und Aufgaben führen zu einer Überlastung der Kolleg*innen vor Ort. Im Bereich Benefits muss der öffentliche Dienst nachziehen. Gute Ansätze zu Benefits wie Regelungen zur Nutzung von Fitnessprogramm sollten jedoch nicht aus LOB-Geldern finanziert werden. Und ganz wichtig: Eine Zulage für Führungskräfte etablieren! Es ist ungemein wichtig, zentrale Schlüsselpositionieren stark zu besetzen und Anreize zu schaffen, Verantwortung zu übernehmen. Ein weiterer Aspekt ist die Anerkennung von Qualifikationen, auch ausländischen, als eingruppierungsrelevant. Hier sollten die Weichen für die Zukunft richtig gestellt werden.