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“Die Verwirklicher – Wo Arbeit ein kreatives Zuhause hat”   

Eine Arbeitgebermarke für die gesamte Region? Das geht und kann sogar erfolgreich sein! Daniel Sebastian Menzel ist Geschäftsführer des Tourismusverbands Fläming e.V. . Er gibt uns im Interview Einblicke zu der übergreifenden Arbeitgebermarke “Die Verwirklicher”. Wie die Idee überhaupt entstanden ist und in welchen Phasen es Schritt für Schritt weitergeht, erklärt Menzel im Interview konkret. 

Wie kam es zu dieser Idee, eine gemeinsame Arbeitgebermarke zu entwickeln? 

Die Idee entstand aus der Notwendigkeit, dem Arbeits- und Fachkräftemangel im Tourismus in der Reiseregion Fläming aktiv zu begegnen. Bereits vor der Corona-Pandemie war der Personalmangel ein wiederkehrendes Thema, das sich durch die Krise weiter verschärfte. 
Und es gab auch einen ganz konkreten Moment: Auf der Sommerreise des Ministerpräsidenten 2022 im Fläming waren wir unter anderem zu Besuch auf dem Fliederhof. Die Betreiberin Frau Syring stellte fest, dass sie uns eigentlich hätte absagen müssen, weil sie kein Personal hatte und extra selbst parallel zum Tagesgeschäft für uns Kuchen gebacken hat sowie die Tische eingedeckt. Wenn so wichtige Infrastrukturen wie Cafés entlang einer Wanderstrecke wegbrechen, ist dies alarmierend. 
Der Tourismusverband Fläming e.V. nahm dies mit zum Anlass, neue Wege im Tourismusmarketing zu beschreiten und gezielt eine regionale Arbeitgebermarke zu etablieren. Dabei wurde auf der bestehenden Destinationsmarke „Der Fläming“ aufgebaut, um eine gemeinsame Identität zu schaffen und sowohl bestehende als auch potenzielle Mitarbeitende für die Region zu begeistern. 

Wer hat sich an diesem Prozess alles beteiligt? 

Beteiligung war für diesen Prozess essenziell. Dementsprechend haben wir eine großangelegte Umfrage unter den touristischen Betrieben in der Region durchgeführt. Hierfür wurden die Mitarbeitenden und die Arbeitgeber getrennt befragt. Insgesamt beteiligten sich über 100 Personen an der Umfrage. Daraus entstanden Beteiligungswerkstätten. So baute sich die Arbeitgebermarke Schritt für Schritt von innen heraus auf. Weitere sehr wichtige Partner waren die Wirtschaftsförderungen der Landkreise Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam. 

In welchen Schritten bzw. Phasen haben Sie diese Marke entwickelt? 

Die Entwicklung erfolgte in mehreren Phasen: 

  1. Analyse & Strategieentwicklung: Identifikation der Herausforderungen im Arbeitsmarkt sowie Definition der Markenwerte auf Basis der bestehenden Fläming-Destinationsmarke. 
  1. Einbindung der Partner: Austausch mit regionalen Betrieben und Stakeholdern zur Abstimmung und Verankerung der Marke in Form einer Umfrage sowie Beteiligungswerkstätten. 
  1. Markenbildung & Positionierung: Entwicklung eines identitätsbasierten Leitbilds, das Arbeit im Fläming als kreatives und sinnstiftendes Element betont. 
  1. Kommunikation & Sichtbarmachung: Entwicklung eines Markenauftritts unter dem Leitgedanken „Die Verwirklicher – Wo Arbeit ein kreatives Zuhause hat“ und Umsetzung erster Marketingmaßnahmen. 
  1. Vorstellung der Arbeitgebermarke „Die Verwirklicher“: Tourismustag Fläming 2023 
  1. Wissenstransfer: „Wirkshops“ zu Themen rund um Mitarbeitergewinnung, -bindung sowie Stellenanzeigen und Offboardingprozessen 
  1. Dokumentar-Filmdreh mit Premierenfeier und anschließender umfangreicher Binnenmarktkampagne 

Sind Diskussionen entstanden, die den Sinn und Mehrwert einer gemeinsamen Arbeitgebermarke hinterfragt haben? 

Ja, es gab Diskussionen darüber, ob eine gemeinsame Marke für alle Betriebe sinnvoll ist, insbesondere aufgrund der potenziellen Konkurrenzsituation zwischen einzelnen Unternehmen. Einzelne Akteure befürchteten eine Vereinheitlichung, die die individuellen Stärken einzelner Betriebe verwässern könnte. Dennoch wurde durch den engen Austausch und die Entwicklung eines gemeinsamen Wertesystems deutlich, dass die Mehrzahl der Betriebe die regionale Arbeitgebermarke nicht als Konkurrenzinstrument, sondern als übergeordnetes Netzwerk für die gesamte Region sieht. Sie fördert Kooperationen, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und macht die Region als Arbeits- und Lebensraum attraktiver. 

Wie würden Sie den Erfolg zum aktuellen Zeitpunkt beschreiben? 

Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Arbeitgebermarke erfolgreich in der Region verankert und trägt dazu bei, den Fläming als attraktiven Arbeits- und Lebensraum sichtbarer zu machen. Erste Marketingmaßnahmen wurden umgesetzt, und die Marke gewinnt zunehmend an Bekanntheit. Hierbei ist insbesondere die Kampagne herauszuheben, bei der wir uns insbesondere nach innen – in den Fläming hinein orientiert haben. Zudem profitieren die teilnehmenden Betriebe von der übergreifenden Strategie und können sich als Teil eines starken Netzwerks positionieren. Mit der Arbeitgebermarke „Die Verwirklicher“ haben wir ein langfristiges Projekt ins Leben gerufen, das kontinuierlich weiterentwickelt wird. So findet Ende März der erste Verwirklichertag 2025 statt, mit dem wir den Betrieben sowie den Wirtschaftsförderungen der Kommunen und Landkreise eine Plattform zum Netzwerken bieten, uns mit den Themen Zukunft der Arbeitswelt sowie Empfehlungsmarketing beschäftigen und anhand der Stadt Luckenwalde zeigen, wie mutige Verwirklicher dazu beitragen eine Stadt lebenswert zu gestalten. Zudem planen wir für 2026 einen Kindertourismustag, um bereits Viert- und Fünftklässler an die verschiedenen Tätigkeitsfelder im Tourismus heranzuführen. 

Wie gehen Sie momentan kommunikativ vor? In welcher Phase sind Sie? 

Momentan befindet sich die Arbeitgebermarke in der Phase der Sichtbarmachung und Implementierung. Der Fokus liegt auf: 

  • der externen Kommunikation (Social Media, Pressearbeit, Veranstaltungen), um die Marke bekannt zu machen und potenzielle Fachkräfte anzusprechen, 
  • der internen Vernetzung mit den Betrieben, um die Markenwerte gemeinsam weiterzutragen, 
  • der Content-Erstellung, um die Werte der Marke erlebbar zu machen, insbesondere durch Storytelling und die Darstellung realer Arbeitswelten in der Region 

Was sind die nächsten Schritte? 

  • Weiterer Ausbau der Kommunikation: Verstärkte Präsenz in relevanten Medien und auf digitalen Plattformen. 
  • Employer-Branding-Maßnahmen: Unterstützung der Betriebe bei der Umsetzung individueller Arbeitgeberstrategien. 
  • Veranstaltungen & Netzwerktreffen: Förderung des Austauschs zwischen Unternehmen, um die Marke lebendig zu halten. 
  • 1. Verwirklichertag 2025 
  • Sommertour zu den Betrieben (inkl. individueller Coaching-Möglichkeiten) 
  • Kindertourismustag 2026 
  • Weiterentwicklung der Arbeitgebermarke: Anpassung an zukünftige Entwicklungen im Arbeitsmarkt und im Tourismus 

Was war Ihr persönlich schönster Moment bei der Entwicklung der Arbeitgebermarke? 

Ein besonders schöner und für mich auch emotionaler Moment war die erste große Präsentation der neuen Marke auf unserem Tourismustag Fläming 2023, bei der sich zeigte, dass die Vision von „Die Verwirklicher“ auf breite Zustimmung stößt. Die Begeisterung der teilnehmenden Betriebe aus unserer Region und das gemeinsame Gefühl, etwas Nachhaltiges für die Region zu schaffen, war ein emotionaler Höhepunkt. Die Marke wurde nicht nur als Marketinginstrument wahrgenommen, sondern als Ausdruck eines gemeinsamen Verständnisses für das Arbeiten und Leben im Fläming. Das gleiche Gefühl stellte sich bei der Premiere des Films „Die Verwirklicher – Leben und Arbeiten im Fläming“ ein. Hier hatten die fünf porträtierten Protagonisten – ein Koch, eine Rezeptionistin, eine Rangerin, ein Landwirt und ein Busfahrer – teilweise Tränen der Rührung in den Augen. 

Vielen Dank für das Interview, Herr Menzel!

“Die Verwirklicher – Wo Arbeit ein kreatives Zuhause hat” 
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