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Einsatz, Echtzeit, Empathie: Wie Frankfurts Feuerwehr-Pressesprecher informiert und Vertrauen schafft 

Ob Großbrand oder Unwetterwarnung – die Kommunikation der Feuerwehr Frankfurt ist heute schneller, direkter und näher an den Menschen als noch vor 25 Jahren, als Florian Ritter seine Karriere als Feuerwehrmann in Frankfurt begann. Seit 2022 ist er nach versch. Stationen nun Pressesprecher der Feuerwehr Frankfurt. Ihm obliegt also die Verantwortung der Kommunikation. Dabei ist sein Alltag zwischen Redaktionssitzungen, Social-Media-Beiträgen und Presseanfragen alles andere als gewöhnlich. 

Im Interview erzählt er, wie sich die Arbeit durch soziale Medien verändert hat, welche Herausforderungen Fake News oder neue Technologien mit sich bringen und warum Empathie genauso wichtig ist wie Geschwindigkeit.

Herr Ritter, wie kann man sich einen Arbeitstag als Pressesprecher der Feuerwehr Frankfurt vorstellen? Gibt es überhaupt einen Art Alltag?  

Der Tag beginnt mit einem Kaffee, dem Blick auf die Feuerwehreinsätze der Nacht und in die Medien – oft klingelt da schon das Telefon und der Posteingang füllt sich. Um 9.30 Uhr treffen wir uns im Team zur Redaktionssitzung: Beiträge planen, Updates und Informationen austauschen, Aufgaben verteilen. Wir kümmern uns um interne Kommunikation sowie unsere Social-Media-Kanäle und die Community. Einen richtigen Alltag gibt es dabei kaum, aber gerade die Vielfalt und das gute Teamwork machen den Job so spannend und schön. Und die ganze Zeit kommen die Alarme der Feuerwehr als Einsatzinformation auf den Pager: Neuer Post oder nichts zu berichten 

Welche Kanäle und Formate nutzen Sie, um die Bevölkerung schnell und zuverlässig zu informieren?  

X, threads und BlueSky – für die direkte Kommunikation im Notfall – hier posten wir unsere größeren und öffentlichkeitswirksamen Feuerwehreinsätze und wichtige Informationen für insgesamt 150.000 Follower. 

Instagram und Facebook – Infos, Insights, interessante Bilder – auf diesen Kanälen machen wir moderne Öffentlichkeitsarbeit. 

Website – feuerwehr-frankfurt.de – Recherche, Lektüre und Infoplattform 

Presseportal.de – Alle Pressemeldungen der Feuerwehr Frankfurt aus erster Hand. 

MoWaS – Modulares Warnsystem des Bundes für alle WarnApps (z. B. NINA), Cell Broadcast, Sirenen und digitale Anzeigetafeln im Stadtgebiet. 

Wie hat sich Ihre Arbeit des Feuerwehr-Pressesprechers durch soziale Medien verändert?  

Früher haben wir Pressemitteilungen verschickt. Heute kommunizieren wir direkt und in Echtzeit. Wir gehen dorthin, wo die Menschen sind: auf Social Media. Nicht, weil es bequem ist, sondern weil es notwendig ist. Doch sozial ist das nicht immer. Kommentare sind schnell, manchmal unsachlich oder verletzend. Trotzdem sind wir für alle da: Wir erklären, beruhigen, informieren, transparent und vor allem nahbar. Dabei zählt Geschwindigkeit: Wer zu langsam ist, verliert die Informationshoheit. Es gibt heute deutlich mehr Kommunikationskanäle als früher und alle wollen bespielt werden. Das macht Monitoring und Community Management umfangreicher und anspruchsvoller. Dafür braucht es Zeit, Ressourcen und vor allem Menschen, die diese Kommunikation professionell und empathisch gestalten. 

Spielen Fake-News oder Gerüchte in den sozialen Medien bei Ihnen eine Rolle, gegen diese Sie gelegentlich oder regelmäßig reagieren müssen?  

Gerüchte verbreiten sich auf Social Media ruckzuck, genauso wie sture Behauptungen. Deshalb ist Community Management für uns zentral: Wir reagieren gezielt, klären auf und setzen auf Transparenz und Verlässlichkeit. Wir berichten aus erster Hand, direkt vom Einsatz – valide, ehrlich und ohne Spekulation. Wir genießen ein hohes Vertrauen und das möchten wir unbedingt so halten! Allerdings bemerken wir, dass Hass und Hetze bei polarisierenden Themen aber auch Fake News mehr geworden sind. 

Angenommen es gäbe einen Großbrand. Wie läuft bei Großeinsätzen die Kommunikation ab? Welche Aufgaben übernehmen Sie dann konkret?  

Der Alarm kommt über die Leitstelle auf den Pager. Über ein Webtool erhalte ich sofort alle Einsatzinfos auf mein iPad. Ich höre am Einsatzfunk mit und bereits jetzt geht der erste Post auf X, threads und Bluesky raus. Ich fahre dann mit dem Feuerwehrauto direkt zur Einsatzstelle und vor Ort erfolgt eine klare Absprache mit dem Einsatzleiter und oft auch mit der Polizei. Der Pressesprecher ist an der grünen Weste erkennbar und dann betreue ich Medienvertreter an der Einsatzstelle, gebe O-Töne für Radio oder Fernsehen. Parallel läuft die Kommunikation auf Social Media weiter, remote unterstützt durch unser Presseteam. 

Der Klimawandel oder neue Technologien wie E-Autos bringen für die Feuerwehr neue Herausforderungen mit sich. Welche Auswirkungen hat das auf Ihren Job?  

Extreme Wetterlagen, Vegetationsbrände oder Einsätze mit Hochvolt-Technik erfordern spezifisches Fachwissen und eine präzise Kommunikation. Wir müssen komplexe Lagen verständlich erklären: für Medien, Öffentlichkeit und oft auch in enger Abstimmung mit anderen Behörden. Wir stellen uns seit über 150 Jahren täglich auf neue Herausforderungen ein. 

Wagen wir einen Exkurs zum Recruiting: Wie gewinnt die Feuerwehr Frankfurt Feuerwehrmänner und –frauen?  

Die Feuerwehr Frankfurt setzt beim Recruiting auf ein breites und strukturiertes Ausbildungsangebot, das sich an verschiedene Zielgruppen richtet – vom Schulabgänger bis zum Hochschulabsolventen. Gute Kommunikation ist da eine super Werbung! Wir posten nicht nur klassische Stellenangebote, sondern sehen unseren gesamten Social Media-Auftritt als digitale Visitenkarte mit imagefördernden Inhalten, die zeigen sollen, wie die Feuerwehr Frankfurt funktioniert und was für tolle Jobs es hier gibt und so indirekt für Bewerbungen sorgen. Vor allem Trends und Challenges auf Social Media mitmachen sorgt dafür, dass wir mit Reels auch Nicht-Follower erreichen und so mehr Leute auf uns und den Job aufmerksam werden. 

Was reizt Sie persönlich besonders an der Kommunikationsarbeit bei der Feuerwehr?  

Ganz klar: die Leidenschaft für Kommunikation. Ich liebe es, komplexe Situationen verständlich zu machen, Menschen zu erreichen und Vertrauen zu schaffen – gerade in herausfordernden Momenten.  

Aber das Wichtigste: Ich habe das beste Team. Kommunikation bei der Feuerwehr heißt: Wir stimmen uns ab, unterstützen uns gegenseitig und halten die Qualität auf einem hohen Niveau. Mein Motto bleibt: Man muss nur mit den Menschen reden! 

Vielen Dank für das Interview, Herr Ritter!  

Zur Person:

Florian Ritter, geboren 1980, ist seit 2000 Feuerwehrmann bei der Frankfurter Feuerwehr. Dort durchlief er verschiedene Bereiche: So war er 11 Jahre im Einsatzdienst im Bahnhofsviertel als Feuerwehrmann, Notfallsanitäter und Höhenretter und 11 Jahre Disponent und Führungskraft in der Leitstelle (Notruf 112). 

Seit 2022 ist er als Pressesprecher tätig und ist Teamleiter der Pressestelle der Frankfurter Feuerwehr.

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