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“Ohne einen Treiber funktioniert es nicht”  

In unserem neuen Interview handelt es sich einmal nicht primär um Personalmarketing. Zwar wird die Herausforderung der Fachkräftegewinnung thematisiert, doch Julius Balint spricht übergreifend über Standortmarketing und wie Städte und Gemeinden hier zielgenau vorgehen sollten. 

Julius Balint schrieb dabei nicht nur seine Masterthesis über Standortmarketing, sondern ist auch Co-Autor des Buches „Management des Standortmarketings von Wirtschafts- und Lebensräumen. Raumplanung, Standortentwicklung und Regionalmarketing am Beispiel Mecklenburg-Vorpommern“. 

Was verbindest Du mit Standortmarketing? 

In meiner Abschlussarbeit habe ich das Standortmarketing in einem dynamischen Umfeld als Kerninstrument des regionalen Clustermarketings beschrieben, also als Bindeglied diverser Einzelinitiativen. Ich sehe es als Verbindung zwischen 3 Sektoren: den Unternehmen (privatwirtsch. Sektor), den (halb-) öffentlichen Kooperationen (sog. Public Private Partnerships) und lokalen Entscheidungsträgern als Repräsentanten des (politischen) Standorts (öffentlicher Sektor). 

Gibt es eine Abgrenzung zum Regionalmarketing? 

Die Grenzen verlaufen hier meiner Erfahrung nach oft schwimmend. Das Regionalmarketing kann auch ein Zusammenschluss mehrerer Standorte sein, etwa als Kooperation kleinerer Städte/Gemeinden als Wirtschaftszentrum. Der Fokus liegt dabei oftmals eher auf dem touristischen Sektor. Standortmarketing betrachtet dagegen eher einen ganzheitlichen Ansatz und legt verstärkt Wert auf den wirtschaftlichen Aspekt einer Region, aber auch auf Faktoren, die für die Menschen vor Ort von großer Bedeutung sind. 

Wie können Städte und Gemeinden sich aufstellen, um Standortmarketing zielgenau zu betreiben? 

Aus meiner Erfahrung heraus lässt sich sagen, dass die wichtigste Grundlage im Standortmarketing ist, zu wissen, wer überhaupt beteiligt ist bzw. beteiligt sein soll. Vermeintlich einfache Fragen wie: „Welche Stärken & Schwächen hat mein Standort?“ werden vielleicht auf den Fluren der Verwaltung andiskutiert, nicht aber mit allen Stakeholdern zielführend analysiert und genutzt. Wichtig ist zudem, sich erstmal ein Zielbild zu schaffen, was mit einem Standortmarketingkonzept erreicht werden soll – und dann geht’s an die Arbeit! 

Für welche Städte und Gemeinden ist das Standortmarketing überhaupt relevant bzw. von besonderer Bedeutung? 

Standortmarketing ist grundsätzlich für alle Städte und Gemeinden relevant. Die Frage ist hier oft, wie viel – bewusst oder vielleicht auch unbewusst – in der Vergangenheit schon erarbeitet wurde. Viele Städte verfügen ja bereits über ein „Image“ oder zumindest eine in der Öffentlichkeit wahrgenommene Eigenschaft. Da ist es natürlich ein anderer Fokus, als etwa für Städte und Gemeinden, die sich vielleicht nicht oder auch zu wenig „wahrgenommen“ oder sogar „abgehängt“ fühlen. Für die ist es dann nochmal wichtiger, sich zu präsentieren oder vielleicht im ersten Schritt erstmal überregional gesehen zu werden. 

In welchem Bereich siehst Du die Verantwortlichkeit? Bei der Wirtschaftsförderung? 

Wichtig ist es zunächst einen „Impulsgeber“ zu haben, welche Institution das am Ende ist, ist primär gar nicht so wichtig. Aber man muss auch klar sagen, ohne einen „Treiber“ funktioniert es nicht und organisatorisch bietet sich die Wirtschaftsförderung da natürlich an. 

Welche Trends sind zu erkennen? 

Viele Städte und Gemeinden finden sich zunehmend auf öffentlichen Plattformen wie LinkedIn, Instagram oder TikTok. Insofern kann man hier schon von einem „Öffentlichkeitstrend der öffentlichen Einrichtungen“ sprechen. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass viele Stakeholder eines Standorts ihr eigenes Süppchen kochen und hauptsächlich sich selbst vermarkten, statt an einem Strang zu ziehen.   

An welchen positiven Beispielen kann man sich orientieren? 

Insbesondere vor dem Hintergrund der Fachkräftegewinnung kann man ganz klare Positivbeispiele nennen, sei es auf „kleiner“ Ebene die Stadt Bielefeld oder bereits seit 1999 das Marketing des sog. „Länds“ aus Baden-Württemberg. Hier wird die Standortmarke sogar aktiv von regional verankerten Unternehmen genutzt und weiterentwickelt. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann auch einen Blick zu unseren Nachbarn werfen. Amsterdam hat mit seinen Marketinginitiativen „I amsterdam“ und „IN amsterdam“ eine echte Benchmark gesetzt. 

Vielen Dank für das Interview, Julius!

Zur Person:  

Ursprünglich aus der bremischen öffentlichen Verwaltung kommend, ist Julius Balint über seinen Master in Stralsund erstmals mit dem Thema Standort- & Regionalmarketing in Verbindung gekommen und hat hierüber sowohl seine Abschlussarbeit als auch ein Buch mit seinem Professor verfasst.  

Hauptberuflich ist er als Manager Special Projects & Strategy in der Privatwirtschaft tätig und freut sich nun, seine Kenntnisse und Erfahrungen nebenberuflich mit Ihnen teilen zu dürfen. 

Haben Sie Interesse an einem Workshop mit Julius Balint?

Ob ein zweistündiges (Online)- Einstiegsseminar, ein Konzeptionierungsworkshop oder weitere individuell auf Sie zugeschnittene Schulungsmöglichkeiten – melden Sie sich gerne bei carolin.schroeer@public-pioneers.de | 0157 88509793.

Mögliche Inhalte eines Workshops können sein:

Bildquelle: Julius Balint

“Ohne einen Treiber funktioniert es nicht” 
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